3. Reha-Fachtag im RKI BBW Berlin
Lebhafte Diskussionen rund um das Thema „Qualitätskennzahl Abbruchquote – Anforderungen und Einordnung“ bereichern den Tag
Am 24. April 2018 fand im Rotkreuz-Institut Berufsbildungswerk (RKI BBW) der 3. Reha-Fachtag statt. Etwa 40 Mitarbeitende aus Jobcentern, Jugendberufsagenturen, Reha-Beratungen der Agenturen für Arbeit und des RKI BBW informierten sich in Berlin-Kladow darüber, welche Faktoren Ausbildungsabbrüche begünstigen und welche ihnen vorbeugen können. Engagierte Nachfragen und Beiträge von Teilnehmenden zeigten, wie wichtig dieses Thema für die Ausbildungspraxis ist. Nach Presseberichten werden in Deutschland etwa 25 Prozent aller Ausbildungsverträge vorzeitig aufgelöst.
Präventive Handlungsmöglichkeiten schaffen
Bei dieser Tagung ginge es vor allem darum, für die verschiedenen Indikatoren einer Abbruchgefährdung zu sensibilisieren und präventive Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, so Andreas Kather, Geschäftsführer des RKI BBW. Dafür haben Dr. Katja Müller, Leiterin der Abteilung Berufliche Qualifizierung und Teilhabeförderung, und Alexander Nitsch, Leiter der Begleitenden Dienste, eigene Abbruchfälle ausgewertet. Sie identifizieren drei wesentliche Einflussbereiche:
- persönliche Faktoren, wie innere Sicherheit oder gesundheitliche Stabilität,
- die Passung, zum Beispiel zwischen Auszubildendem und Beruf, aber auch zwischen Auszubildendem und Mitarbeitern,
- Organisationsfaktoren, wie Mitarbeiterkontinuität oder Einheitlichkeit der Reha-Strategie innerhalb des Kompetenzteams.
Teilnehmende des RKI BBW berichteten im Anschluss von ihren eigenen Gefährdungen und Ambivalenzen während der Ausbildung. Einer von ihnen hatte selber schon einen Abbruch hinter sich. Nach einer Suchtbehandlung schaffte er aber den Wiedereinstieg. Durch diese Erfahrung sei er jetzt umso entschiedener und engagierter in seiner Ausbildung unterwegs.
Qualifizierte Ausbildungsbegleitung senkt Abbruchquote
Nach diesem sehr persönlichen Einblick zeigte Vivien Peyer, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Rostock, anhand einer Metastudie die verschiedenen Gründe und Perspektiven von Vertragslösungen auf. Birgit Voigt, Projektleiterin beim Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (Inbas), entwickelte dies mit ihrem Beitrag über das mehrjährige Projekt zur Entwicklung des Frühwarnsystems „Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule (QuABB)“ weiter. Sie betonte vor allem die Bedeutung des Netzwerks, des Zusammenwirkens aller an der Ausbildung Beteiligten. Eindrücklich wies sie darauf hin, dass seit der Einführung von QuABB die Anzahl der Vertragslösungen in Hessen rückläufig sei.
Ressourcen und Mitwirkungsbereitschaft sind entscheidend
Anschließend stellten Katja Müller und Alexander Nitsch aus dem RKI BBW anschaulich das Bedingungsgeflecht und die Instrumente zum Monitoring von abbruchgefährdeten Verläufen von der Aufnahme bis zu den definierten Gefährdungssituationen vor. Andreas Diezmann, Bereichsleiter bei der Zukunftsbau GmbH, berichtete von den Bemühungen, ein Mentoring-Programm mit dem Ziel zu etablieren, die Anzahl der Ausbildungsabbrüche zu senken. Die lehrreichen Erfahrungen, die dabei gewonnen wurden, machten einmal mehr deutlich, wie sehr der Erfolg solcher Vorhaben von den Ressourcen und der Mitwirkungsbereitschaft der Zielgruppenteilnehmer abhängt.
Ein für alle bereichernder Tag
Durch die gute Verknüpfung der Vorträge, deren Anschaulichkeit, die Diskussionsfreude und das Engagement der Teilnehmenden wurde der 24. April für alle ein anregender und bereichernder Tag. Der Weg in das nicht ganz so zentral gelegene Kladow, so die Meinung vieler Gäste, habe sich inhaltlich, kulinarisch und auch wegen der guten Atmosphäre gelohnt.