·

Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus und RKI BBW kooperieren

Im Anschluss an eine psychia­trische Krankenhausbehandlung kann die „Am­bu­­lante Arbeitstherapie am Anderen Ort“ eine wichtige Brücke in den ersten Arbeitsmarkt sein. Über den unmittelbaren Zugang zur arbeitstherapeutischen Belastungserpro­bung ermöglicht sie den Teilnehmenden, sich beruflich zu stabilisieren und zu quali­fizieren. Seit rund einem Jahr bieten die Psychiatrische Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Kranken­haus (PUK Charité im SHK) und das Rotkreuz-Institut Berufsbildungs­werk dieses vielversprechende Angebot gemeinsam an.

Besonders für psychisch erkrankte Menschen ist Arbeit wichtig, weil sie gesundheit­lich und persönlich stabilisiert. Doch gerade Menschen mit Psychiatrieerfahrung haben es oft schwer, im Arbeitsleben wieder Fuß zu fassen. Umso wichtiger ist es, dass unterstützende Maßnahmen frühzeitig ineinandergreifen. Ein wesent­liches Thema ist dabei die Belastbar­keit. Diese zu erproben und zu fördern, ist eines von vielen ergotherapeutischen Behandlungszielen der „Ambulanten Arbeitstherapie am Anderen Ort“. Psychische Erkrankungen führen zu Einbußen der Belastbarkeit, zu Konzentrationsstörun­gen, Antriebsproblemen, Selbstzweifeln und Unsicherheiten, auch im Umgang mit anderen Menschen. Schwierigkeiten, den Tag zu strukturieren, sind oft eine wei­tere Barriere – sowohl für die Teilhabe am „normalen“ Arbeitsleben als auch für die gesellschaftliche Inklu­sion. Auf beiden Gebieten ist das Berliner Berufsbildungswerk langjährig erfahren. Seit mehr als 40 Jahren bietet es Menschen mit psychischen Be­einträchtigungen berufsvorbe­reitende Maßnahmen, darunter auch Arbeits­er­pro­­bungen, Ausbildungen und seit neuestem auch berufliche Trainings an. Die „Ambulante Arbeitstherapie am Anderen Ort“ stellt daher eine sinnvolle Ergänzung dar. Grundlage für dieses Angebot ist eine Vereinbarung der PUK Charité im SHK mit den Kran­kenkassen. Sie sieht vor, dass Ergotherapeut/innen der Klinik mit geeigneten Anbietern von Teilhabeprojekten zusammen­arbeiten. Im fünften Sozialgesetzbuch wird die „Ambulante Belastungserprobung und Arbeitstherapie am Anderen Ort“ als akute, medizinische Heilbehandlung eingestuft. Seit April 2017 erfolgt die Arbeitstherapie nun auch in Kooperation mit dem Rotkreuz-Institut Berufsbildungswerk (RKI BBW) in Berlin-Kladow und -Prenzlauer­ Berg. „Mit dieser Koopera­tion schließen wir eine Lücke im Versorgungssystem. Bei uns im RKI BBW können sich Menschen mit psychischen Erkrankungen unter realen Bedin­gungen in einem sie unterstüt­zenden Umfeld erproben, wie belast­bar sie sind, und ihre beruflichen Fähigkeiten wieder aufbauen. Dies ist sowohl berufs­nah als auch in ande­ren, bisher nicht ausgeübten Berufen möglich“, erklärt Andreas Kather, Geschäfts­führer des RKI BBW. Da die Lebenswirklichkeit an sich schon therapeutisch wirksam sein könne, fördere ein früher Zugang die Inklusion, so Kather. Deshalb freue er sich sehr, dass die Kooperation mit dem Alexianer St. Hedwig-Kranken­haus in Berlin Mitte zustande gekommen ist. Die Ambulante Arbeitstherapie muss fachärztlich verordnet, von den Ergotherapeut/innen der Klinik mittels eines differenzierten Behandlungsplans beantragt und vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen befürwortet werden. Sie kann zwischen drei Mona­ten und einem Jahr dauern. Ziel ist, gemeinsam mit den Patient/innen eine sich anschließende individuelle Perspektive im Bereich Bildung und/oder Arbeit und Betätigung zu entwickeln. Im RKI BBW stehen dafür Plätze in fünf Berufsbereichen zur Verfügung. Diese reichen von kaufmänni­schen Beru­fen über Gartenbau, Metall- und Fahrradtechnik bis zur Informations­technologie. Art und Umfang der Tätigkeiten werden individuell auf die Teilnehmenden abge­stimmt. Die Vorbereitung erfolgt durch die klinischen Ergotherapeuten der Ambulanten Arbeitstherapie im Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus, Versorgungsregion Berlin Mitte. „Unsere Ergotherapeut/innen betreuen die Patient/innen sowohl in der Klinik als auch während der Arbeitstherapie am anderen Ort, in enger Absprache mit den behandelnden Fachärzten und den zuständigen Mitarbeitenden des RKI BBW. Das Besondere an dieser Kooperation ist, dass selbst Menschen mit langjähriger Psychiatrieerfahrung die Chance und die erfor­der­liche Unterstützung erhalten, im Anschluss an die Therapie am Anderen Ort eine von der Industrie- und Handelskammer zertifizierte Ausbildung zu absolvieren – sei es im RKI BBW oder in Betrieben“, ergänzt Mechthild Niemann-Mirmehdi. Sie leitet die Therapeu­tischen Dienste und verantwortet die Ambulante Arbeitstherapie im Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus.
Unterstützen Sie jetzt ein Hilfsprojekt mit Ihrer Spende